Wir lieben es wenn Pläne aufgehen

Dies war mein zweiter Besuch dieses milchig-blauen Bergsees und trotzdem war ich beim ersten Mal sicherer unterwegs. Nicht etwa, weil ich beim ersten Besuch besser ausgerüstet war, sondern weil dieses Mal die Verhältnisse suboptimaler waren. An der Schlüsselstelle des Aufstiegs sind wir auf ein Alt-Schneefeld gestossen, welches der enormen Frühlingshitze standhalten konnte. Da dieses genau im steilsten Teil gequert werden musste, war das Ganze natürlich nicht so bequem. Jedoch war der Schnee sulzig und so fand man immerhin durch vorsichtiges Einstampfen ein wenig Halt. Und wenn man da erst einmal diese unbequeme Stelle hinter sich hat, ist der Rest des Aufstiegs sowieso ein Klacks.

Dieser Blumenteppich harmonierte perfekt mit den Farben der blauen Stunde

Mein Kollege und ich wollten etwas Neues an diesem selten besuchten Bergsee ausprobieren, welcher ohnehin nur von weiter oben bevorzugt fotografiert wird. Wir haben den Moment abgewartet, an dem der See auftaut und sich Eisschollen in ihm befinden. Dafür haben wir all unsere Quellen und Recherchefähigkeiten abgerufen. Ein wenig selbstbeweihräuchernd und stolz auf unsere erfolgreiche Planungsarbeit sowie spürbar erleichtert, das heikle Schneefeld nun passiert zu haben, standen wir nun vor unserem mit Eisstücken gefüllten Bergsee. Zeit fürs Zelt und ein wenig Komfort. Obwohl Steine dominieren um diesen See, so gibt es da doch ein paar wirklich wirtliche und flache Plätzchen, wo man es sich bequem machen kann. Danach wird der Kocher angeworfen: Pasta Bolognese mit einem halben Beutel Reibkäse. Irgendwie schmeckt das Essen in den Bergen, ob nun eingelullt im Zelt konsumiert oder sitzend auf einem harten Stein genossen, immer doppelt so gut wie im alltäglich gewohnten Umfeld, wo ein warmes Abendessen eine absolute Selbstverständlichkeit in unseren Breitengraden darstellt.

Obwohl wir befürchteten, der Wind könnte unseren Plänen doch noch einen Strich durch die Rechnung ziehen, beruhigte sich kurz vor Sonnenuntergang das Wetter und es gelangen uns wunderbare Spiegelbilder mit schönstem Alpenglühen am Fels. Danach gab es wie üblich tolle Gespräche und Genuss bis spät in die Nacht.

Am nächsten Morgen sind wir dann doch noch zum Aussichtspunkt hochgelaufen, wo man eine herrliche Aussicht über den ganzen See hat. Die Sonne ist genau in der Mitte der Komposition in einer Mulde aufgegangen. Ein sehr schöner Moment, wenn man solche nicht geplanten bzw. unerwarteten Details noch dazu erleben darf. Auf dem Abstieg stellte sich die Traverse über das Schneefeld vom Vortag als gefährliche und herausfordernde Aktion heraus. Wir hatten beide unsere Steigeisen nicht dabei und aus dem weichen Sulzschnee ist über Nacht hartes Eis geworden. Zum Glück konnten wir beide ohne Vorfall die heikle Stelle passieren und sicher absteigen.

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Wo der Fuchs die Freundin grüsst