Wo der Fuchs die Freundin grüsst
Die Tage um meinen Geburtstag darf ich jedes Jahr mit der Freundin in den Bergen verbringen und nach meinen Wünschen gestalten. Also habe ich mich dieses Jahr für die Berninaregion entschieden. Der einzige Viertausender der Ostalpen hat mich schon immer fasziniert. Der berüchtigte Biancograt und die vielen Geschichten, die ich schon über ihn gelesen habe.
Am ersten Tag ging es mit der Bahn hoch zum Berghaus Diavolezza. Was für luxuriöse Verhältnisse mit der Möglichkeit zu duschen und der Verfügbarkeit von warmem Wasser. Im Zelt bin ich mich diesen Luxus nicht gewohnt aber die Freundin schenkte uns den Aufenthalt zu meinen Geburtstag und so erfreuen wir uns an der warmen Mahlzeit im Restaurant um danach draussen das geniale Panorama auf den Piz Palü und den wunderschön geschwungenen Persgletscher zu geniessen.
Zu dieser Jahreszeit gedeihen zwischen dem Schotter die schönsten Alpenblumen. Zusammen gehen wir auf Erkundungstour um herauszufinden, welche Pflanzen sich besonders für eine schöne Bildkomposition eignen. Leicht fällt mir die Wahl nicht, auch nach stundenlangem Suchen nach der perfekten Stelle kann ich mich nicht wirklich entscheiden. Schliesslich hörte ich auf den Rat meiner langsam gelangweilten Freundin und entschied mich für einen Teppich aus kleinen Blüten, wo ich auch besonders gut den Gletscher mit ins Bild nehmen konnte. Der Himmel war ohnehin bewölkt und die Sonne zeigte sich nur kurz zwischendurch. Am Abend drangen dann noch ein paar Stahlen vom letzten Sonnenlicht durch und verliehen so der eher kargen Gegend doch noch eine heimelige und zauberhafte Stimmung.
Mein Wunschbild entstand an einer Pfütze mit 30 cm Durchmesser
Am zweiten und dritten Tag sind wir dann Richtung Fuorcla Surlej gewandert. Dort oben haben wir zwei Nächte verbracht, welche sehr abenteuerlich waren. Zumindest die Erste: Als ich in der Dunkelheit noch ein paar letzte Fotos erledigen wollte, hörte ich plötzlich meine Freundin nach mir rufen/schreien. Und zwar ziemlich panisch. Ich eilte sofort zu ihr und sah meinen Rucksack drei Meter vor dem Zelt entfernt am Boden liegen. Ein Fuchs war es! Trotz vehementem Klopfen gegen die Zeltwand und den Ausrufen meiner Freundin hat er meinen schweren Rucksack aus dem Vorzelt geschleppt und versucht an meine belegten Brötchen darin zu gelangen. Sogar das harte Stoffgewebe hat er mit seinen scharfen Zähnen total verrissen. In der darauf folgenden Nacht hat er uns dann erneut aus dem Schlaf gerissen, indem er an der Zeltwand herumgezerrt hat. Dieses Mal genügten jedoch ein paar sehr laute Fluchwörter meinerseits um ihn dann endgültig in sein Loch zurück kriechen zu lassen.
In dieser Gegend war ich im absoluten Fotoparadies und es gelangen mir ein paar richtig schöne Bilder. Auch hatte ich eine sehr schöne Zeit mit meiner Freundin und wir beide haben viel gelacht in diesen Tagen. Es ist aber auch echt witzig, wenn die Wollgräser als einzige Partygäste am eigenen Geburtstag im Wind zum Takt der Musik tanzen und mit jedem konsumierten Glas Sekt scheinbar ausgiebiger und wilder feiern. Wir haben Tränen gelacht.