Ein Teil der Kolonie
Schon lange wollte ich mit einem guten Arbeitskollegen zusammen auf eine Fototour gehen. Schon lange haben wir darüber gesprochen und doch nie fanden wir die Zeit dafür. Als wir endlich beide gleichzeitig Ressourcen dafür haben, beginne ich mit der Planung eines machbaren Trips. Da ich weiss, dass er momentan nicht allzu gut zu Fuss unterwegs ist, wähle ich einen gut zugänglichen Ort aus, welchen man gut von einer Bergbahn aus erreicht. Auch das Wetter sieht optimal aus und so steht dem Unterfangen nichts mehr im Wege.
Ausgerüstet mit Zelt, 2 Kameras, 4 Objektiven, 2 Stativen und viel Luxus, welchen ich bei langen Touren niemals mitnehmen würde machen wir uns mit dem Auto auf den Weg zur Bergbahn. Die rund 1000 Höhenmeter zum Berg hoch fragen wir uns, ob die Wolkendecke auch wirklich sinken wird bis am Abend, denn der Bahnbetreiber meinte, dass die Prognose wieder mal viel zu optimistisch gewesen wäre. Zum Glück hätten wir für diesen Fall auch einen Plan B, denn von früheren Besuchen weiss ich, dass da oben sehr oft Steinböcke anzutreffen sind. Und diese würde ich liebend gerne erneut im Nebel fotografieren wollen.
Oben angekommen sind wir in dichtem Wolkennebel aber dennoch sieht man schon ab und an hellere Stellen, wenn man nach oben schaut. Wir entscheiden uns zuerst unser Zelt aufzustellen und machen uns deshalb auf die nur 15 Minuten dauernde Wanderung. Schon nach 5 Minuten sehen wir in der Ferne unser gewünschtes Plan B Motiv: eine Kolonie Steinböcke grast auf der Ebene und wir packen schnell unsere Kameras aus. Rund eine Stunde filmen und knipsen wir was das Zeug hält. Als die Kolonie sich ein wenig in stilleres Terrain begibt, nutzen wir die Zeit unser Zelt aufzustellen.
An diesem Abend werden wir die Qual der Wahl haben, denn die Steinböcke sind bis zur Dämmerung immer schön um unsere Zelte verteilt und allzu gross ist die Versuchung für mich, die volle Aufmerksamkeit nur diesen wundervollen Tieren zu widmen. Jedoch zeichnet sich aber auch immer mehr ab, dass auch sehr schöne Landschaftsfotos entstehen können, denn die Wolkendecke senkt sich immer mehr ab und auch schon erste Bergspitzen sind zu sehen. Ich entscheide mich schlussendlich für einen Mix aus beidem: mit der Z7 mache ich eine Timelapse, sowie mehrere Filmaufnahmen (die Wolken bewegten sich fast zu schnell für eine Timelapse) und mit meiner D850 knipse ich weiterhin die Steinböcke abwechslungsweise mit Tele-Motiven in der Landschaft, wo das Licht und die Wolken grad ideal sind.
Zunehmend werden die Wolkenverhältnisse interessanter und schöner und wir beide sind total überwältigt, sogar fast überfordert, von so viel Schönheit. Was für ein Glück wir hatten. Zwischen grasenden Steinböcken ein solches Spektakel zu beobachten, sowas erlebt man schon sehr selten. Bis die Sonne am Horizont verschwindet bleiben die Tiere um uns, bis sie dann schliesslich ihren Schlafplatz in der Steilwand aufsuchen. Auch nach Sonnenuntergang sind wir fleissig am fotografieren, denn nun verfärben sich auch die hohen Wolken im Gegenlicht in den schönsten Rosa-Tönen.
Nach diesem fantastischen Abend war es unwahrscheinlich, dass wir am Morgen fotografisch nur annähernd solch guten Ertrag erzielen würden. Dennoch stehen wir auf, denn unsere gehörnten Freunde sind auch schon wieder auf den Wildwiesen um uns verteilt. Fast schon Teil dieser Kolonie waren wir in den letzten 12 Stunden. Wir entscheiden uns eine Wanderung von 30 Minuten in Kauf zu nehmen, um noch ein paar andere Winkel und Perspektiven auszuprobieren. Dabei gelingt mir noch ein schönes Foto mit abstrakten Texturen, geformt von Wellen und Sonnenlicht. Alles in allem ein super genialer Ausflug, bei dem wir beide kaum aus dem Staunen herauskamen.