Himmlische Aussichten
Schon lange wollte ich auf meinem Hausberg, dem Säntis, eine Übernachtung mit idealen Verhältnissen realisieren. Hausberg deshalb, weil ich im Toggenburg Zuhause bin und eine schöne Aussicht zum Säntis direkt vom Sitzplatz geniessen darf. Ich mag diesem Berg besonders gut, denn um diesen Berg gibt es oft sehr wilde und abwechslungsreiche Wetterverhältnisse. Nicht umsonst wird er auch der “Wetterberg” genannt. Es gibt nicht sehr viele Orte in der Schweiz, an denen gleich viel Schnee im Winter liegt wie auf dem 2502 Meter hohen Berg. Auch die Geschichten rund um die Entstehung der Bergbahn und die Wetterstation haben mich immer wieder begeistert.
Als die Wettermodelle am Vortag einmal mehr gute Aussichten auf eine erfolgreiche Tour versprachen, griff ich sofort zum Telefonhörer, um bei der Bergbahn anzufragen, ob eine Übernachtung so kurzfristig möglich ist. Da das Berggasthaus erst im Mai seine Tore öffnet, sind wir entweder auf das Zelt angewiesen oder auf das Mitleid des Bergbahnbetreibers. Glücklicherweise bekamen wir die Erlaubnis im Trakt der Bergbahn zu übernachten und so konnten wir uns auf ein ganz wirtliches Abenteuer freuen. Nur schon weil es auf dem Säntis doch sehr übel winden kann und dann verzichtet man doch sehr gerne auf eine ohrenbetäubende Nacht im Rüttelzelt bei -15 Grad.
Am nächsten Morgen machen wir uns also auf den Weg zur Bergbahn und freuen uns über die freundliche Geste der Bergbahn uns beide Tickets zu schenken, wenn ich die Säntisbahn bei einem anschliessenden Instagram Beitrag erwähne. So steige ich also an diesem Morgen glorreich auf in die Liga der “Influenzer” und geniesse meine königliche, kostenlose Reise zu meinem geliebten Hausberg. Oben angekommen geniessen wir den Sonnenschein und verköstigen uns erst einmal, damit wir nicht mit leerem Bauch staunen müssen.
Schon früh zeichnet sich ab, dass der Abend in Punkto Wetter ganz interessant werden könnte. Etwa 200 Meter unter uns ist die Wolkendecke, immer ca. 100 Meter schwankend in Wellenbewegungen am steigen und sinken. Zum Glück habe ich zusätzliche Speicherkarten im Gepäck, denn selten knipse ich so viele Bilder wie bei diesem Ausflug. Im Grunde genommen bin ich nonstop am fotografieren bis nach Sonnenaufgang.
Der Abend war ein absoluter Traum und die Nacht genoss ich mit fast windstillen Verhältnissen. Überhaupt habe ich noch nie einen so wirtlichen und ruhigen Säntis-Besuch erlebt. Normalerweise muss man hier im Winter schon nach 10 Minuten die Handschuhe anziehen und der Wind verunmöglicht einem übelst die Tele-Aufnahmen. Nicht aber in dieser Nacht. Und da die Wolken auch in der Nacht stimmungsvoll um die Berge fliessen, bleiben mir nach den Fotos der Milchstrasse noch etwa eine Stunde zum ausruhen, bevor dann das erste Dämmerlicht ansteht.
Die Stunde “Schlaf” hätte ich mir sparen können, einmal mehr, denn langsam müsste ich es besser Wissen. So wenig Schlaf hat mir auch schon den Sonnenaufgang vermasselt, weil ich dann Gefahr laufe, dass ich den Wecker schlichtweg nicht höre, wenn er klingelt. Zum Glück aber war mein Schlaf nicht sehr tief und ich quälte mich gerädert wieder auf die Beine. Der Blick nach aussen jedoch vertreibt dann doch sehr schnell die letzten Schlafhormone und so kann ich diese Traumaussicht auch noch im Morgenlicht festhalten.
Alles in allem mein absolut ertragreichster und schönster Säntisausflug, den ich erlebt habe. Selten nehme ich von einem Fototrip so viele gute Bilder mit nach Hause.