Zwei Steinfanatiker am Bergsee
Vor zwei Jahren traf ich im Alpsteingebiet einen jungen Fotografen, welcher ebenfalls das Glück (oder die Absicht) hatte an jenem Abend zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu stehen. Wir kamen ins Gespräch und schnell stellte sich heraus, dass er ein angehender Geologe ist. Da ich selber seit Jahren interessante und schöne Steine aus aller Welt zu mir in den Garten schleppe, hatte ich schon damals im Hinterkopf, dass dieser Geologe irgendwann bei mir Zuhause meinen Garten besichtigen sollte und mir die frohe Botschaft überbringen würde, dass ich im Grunde steinreich bin aufgrund meiner ‘seltenen’ Steinfunde.
Als mich dann dieser Fotografen-Kollege neulich angefragt hat, ob wir zusammen eine Tour unternehmen sollen, haben wir Nägel mit Köpfen gemacht und sind spontan in die Innerschweiz gereist. Da dieses Gebiet geologisch sowieso sehr interessant ist, würden wir beide auf unsere Kosten kommen und der Fotospot selber ist schliesslich auch sehr hübsch. Also nahmen wir die Bergbahn um die ersten Höhenmeter kräftefrei zu überwinden und keuchten anschliessend Richtung Ziel empor. Der Weg war besonders steil und so schwitzten wir wie die Weltmeister in brennender Sonne den Weg hoch. Da wir beide nicht genug recherchiert haben, was die Länge des Weges anbelangt, kamen wir ein wenig in Zeitdruck. In gehörigem Tempo konnten wir jedoch beim Aufstieg aus angegebenen vier Stunden Wanderzeit die Hälfte machen und entschärften so den zeitlichen Druck enorm. So konnten wir zuerst in Ruhe einen geeigneten Platz für unser Biwak finden und die Gegend ein wenig erkundschaften.
Der gesuchte See war nicht markiert oder angeschrieben auf den Maps und so hofften wir auf Anhieb unseren ‘Wunschsee’ zu finden. Nicht ganz ohne, in diesem weglosen Gebiet aus nacktem Stein abseits eines Alpin-Wanderweges die richtige Fährte zu finden. Doch unsere Intuition liess uns nicht im Stich und schon nach kurzer Suche fanden wir diese Ansammlung kleiner Seelein, welche rundum von Steinen umgeben sind. Der Rest war pure Fotografie-Freude. Das Abendrot war so ausgeprägt wie es selten der Fall ist und als der Mond in der Dämmerung noch dazu kam, war die Stimmung perfekt.
Beste Verhältnisse hatten wir bei diesem Foto- und Geologietrip und mit Genugtuung im Bauch suchten wir beide noch nach schönen Steinen, welche zahlreich um den See verstreut herumlagen und frönten unserer Affinität zum festen Element. Am Morgen entschieden wir uns noch einmal zu diesen Seelein (es waren vier Stück) hochzusteigen, um die spärlichen Schleierwolken festzuhalten, welche im Gegenlicht für kurze Zeit schön rosa leuchteten.
Gewiss werden wir diesen Ort wieder besuchen. Auch weil mein Kollege noch ein besonders interessantes Objekt entdeckt hat. Und im Frühjahr würde dieses zusammen mit der Milchstrasse ein fantastisches und einzigartiges Fotosujet ausmachen. Vorausgesetzt natürlich, dass die Zugänglichkeit für uns Hobbyalpinisten gewährleistet ist.
Beim Nachglühen kam zusätzlich der Mond als Bildelement dazu